Der Ganze Mensch (In German Language)

in letzter zeit arbeite ich an einem konzept, das ich "der ganze mensch" nenne.
in der gesellschaft wird man von allenmöglichen seiten beschossen, mit der forderung, wie man denn sein soll.
die gesellschaftliche hierarchie fordert, man möge möglichst untertänig, folgsam, gehorsam sein, keine unruhe stiften, nicht gross alles in frage stellen. aber damit hört es nicht auf, als nächstes kommen die moralisten, und fordern man solle "nur" edel, moralisch, rein, tugendhaft, vorbildhaft sein. und so reiht sich eine gruppe an die nächste und richtet ihre forderungen an die menschen.
ich denke aber, es gibt einen grossen fehler der in diesem zusammenhang existiert.
das führt zu dem, was ich ansprechen will - den "ganzen menschen".
der mensch ist eben nicht nur "moralisch gut", er ist nicht nur gehorsam.
jeder mensch hat auch negative emotionen, negative eigenschaften, gedanken des widerstand, ist auch rebellisch.
jeder mensch hat auch eine "dunkle seite".

das konzept des "ganzen menschen" ist es nun, alles an sich zu akzeptieren, jede seite an sich, alles noch so negative oder was einen eigentlich stört, diese vielschichtigkeit und verschiedenheit sich bewusst zu machen.

damit meine ich keineswegs, dass man nun alles tun soll was man - prinzipiell - will.
sich einzugestehen, dass man einen negativen gedanken hat, heisst ja nicht, dass man ihn ausleben muss oder sollte. nur weil man bewusst ist, dass man vom fliegen träumt, heisst ja auch nicht, dass man wirklich versucht, ein fluggerät zu bauen.

jeder mensch lügt auch mal, jeder mensch ist auch mal arrogant, hochmütig, unfreundlich, oder verhält sich "ungerecht", unsozial, verhält sich unethisch, ist pessimistisch und unkonstruktiv.

nur wenn man alle aspekte von sich selber akzeptiert kann man wirkliche zufriedenheit erlangen.

aber wie gesagt, die gesellschaft macht es nun genau umgekehrt, und teilt einen auf in einen "guten" teil, den man hegen und dem man folgen soll, und einen schlechten "teil", den man auf die verschiedensten arten loswerden soll.
nur kann man ihn nicht loswerden, da es eben - ein teil von einem selbst ist.

man selbst kann sich niemals entkommen.
der kampf gegen einen selbst ist der einzige kampf, den man niemals gewinnen wird.

ich sage nochmal, dass ich nicht sagen will, dass man möglichst "schlecht" handeln soll. man muss nur akzeptieren, dass negative gedanken, die man hat, eben die eigenen gedanken sind. nicht etwas, was man verstecken könnte.
diese akzeptanz muss zu keiner wirklichen handlung führen.


nun könnte man sagen, dass wenn jemand sich zu oft negativen gefühlen und ansichten hingibt, dann letzendlich doch die gefahr besteht, dass dieser mensch sehr negativ wird.
da ist vermutlich in der tat etwas wahres dran. nur kann man negative emotionen nicht dadurch bekämpfen, in dem man sie von seinem selbst abspaltet (was ja eben nicht geht, da es ja das selbst ist). versucht man dies, gibt man diesen emotionen erst wirkliche macht, weil sie dann wesentlich und enorm stärker werden können.
der erste schritt, sich einem negativen gedanken zu stellen, ist, eben zu akzeptieren, dass man ihn hat.

abgesehen davon sind die meisten eigenschaften, die in dieser gesellschaft als "negativ" gelten, durchaus dinge, die nicht schlecht sind.
weil man folgsam und gehorsam sein soll, gilt es als schlecht wenn man rebellisch ist, widerspruch und widerstand leistet, soziale regeln, die man als falsch erkannt hat, bricht.
dabei sind dies keine negativen sachen, sondern dinge, die durchaus wünschenswert sind.

und wie sieht es aus, wenn man launisch, trotzig, arrogant, unausstehlich ist?
nunja, auch dies sind phasen die jeder mensch mal hat.
und wenn z.B. das soziale umfeld dieser person hauptsächlich aus langweilern oder spießern besteht, ist sowas z.B. auch sehr verständlich.

und was mit emotionen oder gedanken der schwäche? mutlosigkeit, schüchternheit, sensibilität?
auch das gehört zum menschen.


der mensch ist nicht perfekt. aber das ist eben teil des wundervollen am menschen.

seine eigenen gedanken, emotionen, eigenschaften akzeptieren.
das ist der punkt - sich so zu akzeptieren, wie man ist.