Buchtip: Franquin - Schwarze Gedanken (In German Language)

ein samurai begeht seppuku. sein bauch ist aufgeschlitzt, seine gedärme quellen heraus. auf seinem dickdarm prangt ein tennisball-großes geschwür. entsetzt schreit er auf. oh nein, ein tumor!


diesmal will ich das buch "schwarze gedanken" des zeichners franquin vorstellen. diesmal handelt es sich um ein comicbuch. die eben vorgestellte szene ist gleich das eröffnungsbild.

doch erst etwas über franquin. franquin war einer der wichtigsten autoren des frühen europäischen comics.
unter anderem ist er für seine werke bei gaston, spirou&fantasio oder dem marsupilami bekannt.
ursprünglich handelt es sich bei seinen werken also eher um leichte, für kinder ausgerichtete lektüre.
mit "schwarze gedanken" hat er jedoch einen sehr düsteren und zynischen bildband verfasst.

auf dutzenden seiten werden leute zerhackt, in die luft gesprengt und andersweitig verstümmelt.
dies jedoch meist in einem gesellschaftskritischen rahmen. ein mörder wird zum tode verurteilt. alles wehren hilft nichts, er wird zum schafott gebracht. denn das gesetz besagt: wer willentlich einen anderen menschen umbringt, muss sterben. nach dem ihm der kopf abgetrennt wurde, kuckt sich der henker um. hinter ihm steht eine unendliche reihe von weiteren schafotts, die erstmal ihn, und dann die anderen henker köpfen werden. denn: wer willentlich einen anderen menschen tötet, muss umgebracht werden.

der zeichenstil ist sehr interessant, franquin verwendet ausschliesslich schwarz für sämtliche darstellungen, der hintergrund ist weiss, keinerlei farben. im prinzip ist alles eher im cartoon-stil gezeichnet, schwarze gedanken ist also ein früher vertreter von dem was ich cartoon-gore nenne, also explizite gewaltdarstellungen im cartoon-stil, wie es sie z.B. wesentlich später bei den happy tree friends gab.

für heutige verhältnisse ist die gewalt und der splatter natürlich recht harmlos. da stellt sich die frage, was ist die relevanz und bedeutung des comics für heute?

ich finde es als zeitdokument interessant. franquin war wie gesagt ein bedeutender vertreter des frühen, "harmlosen" europäischen comics. schwarze gedanken kam zu einer zeit herraus, als dagegen der böse, surreale, abstrakte europäische "underground" comic bereich (möbius, heavy metal, etc...) immer mehr an bedeutung gewann. schwarze gedanken passt also gut in diese phase des übergangs.
daß franquin sich durch diesen bildband sozusagen selber noch dieser neuen szene anschloss oder zumindest in die selbe richtung ging hat auch etwas cooles, sozusagen ein beitrag zu einem sieg über die kitsch-comics der frühen jahre.

für mich fiel die lektüre des comics eben auch in meine eigene übergangsphase von kinder- zu erwachsenen-comics, und war für mich auch ein wichtiger moment, eins von vielen dingen das mich erahnen, daß ich mit meiner ultradüsteren weltsicht vielleicht doch nicht so alleine bin.

es gibt aber noch andere dinge die an "schwarze gedanken" hervorzuheben sind und den comic auch heute noch gut dastehen lassen.

bei der expliziten splatter und goredarstellung einiger heutiger comics hat man manchmal das gefühl, das hier "splatter des splatter wegen" betrieben wird, um zu schocken oder eindruck zu schinden, die verkaufszahlen zu erhöhen.
schwarze gedanken ist aber *wirklich* böse. man hat nie den eindruck, daß er nur affektiert oder zuschaustellen ist, sondern das sich dahinter wirklich eine sehr gemeine, zynische weltsicht verbirgt.

das zweite ist eine bestimmte einstellung die sich hinter dem buch verbirgt. es geht oft ganz gezielt in eine bestimmte richtung. die menschen die in ihre einzelteile zerlegt werden sind oft militärs, politiker, konservative, grossindustrielle. meist durch eine clevere art, die die sozialen strukturen und lügen der gesellschaft gut durchschaut. dies ist etwas, was ich bei heutigen comics vielfach vermisse.

ein demonstrationszug gegen die todesstrafe zieht durch die strassen. ein spießer lehnt sich aus dem fenster, und brüllt und flucht gegen die vermeintlichen weicheier an. dann fällt auf einmal des fenster zu, und sein kopf purzelt sauber abgetrennt der strasse entgegen.

http://www.amazon.de/Schwarze-Gedanken-Andr%C3%A9-Franquin/dp/3551764778

Anarchie (In German Language)

anarchie ist die einzige sinnvolle art, eine gemeinschaft zu organisieren.
ich wollte mal einige punkte und oft gehörten einwände gegen die anarchie ansprechen.
es wird gesagt die menschen seien von grund auf schlecht, und müssen deshalb kontrolliert werden, brauchen eine übergeordnete authorität die sie in schach hält.
ich denke aber im grunde sind die menschen durchaus in der lage und daran interessiert, zusammenzuleben ohne das alles in "chaos" abgleitet.
es wird immer gesagt die menschen würden wenn sie denn die möglichkeit hätten, und nicht durch polizei und armee gehindert werden, gewaltätig werden, anfangen anderen zu schaden, sie unterdrücken usw.
aber ist dieses menschenbild wirklich realistisch?
wenn du eine mit einer gruppe auf einer insel gestrandet bist, und erst nach 7 tagen gerettet würdest. würdest du dann die ganze zeit denken, die anderen könnten dich jederzeit überfallen, umbringen und ähnliches? wohl kaum. das wär vielleicht eine handlung für einen film, aber in der realität würde man nicht davon ausgehen.
ich denke schon, dass die meisten menschen an einem zusammenleben ohne größere konflikte interessiert sind.
wobei ich diesen satz auch schon wieder zurücknehmen muss. denn es gibt auch konflikte, die sinnvoll sind und sich auch nicht ausschalten lassen. das z.B. die armen, wenn es keine polizei mehr gäbe, sich einen teil des besitzes aneignen werden, ist sehr wahrscheinlich und vermutlich unausweichlich. aber das ist auch kein problem,
da der besitz momentan ungerecht verteilt ist, und dadurch dann ein (vermutlich notwendiger) ausgleich geschaffen wird.
das sind dann wiederum genau die sachen, die die gegner der anarchie befürchten, und da zeigt sich, dass die argumentation für polizei und armee sich garnicht darum dreht, die bevölkerung und die menschen ansich zu schützen, sondern nur die unverdienten privilegien der reichen und mächtigen notfalls mit brutaler gewalt zu "verteidigen".
die menschen müssen nichtmal "gut" sein, damit anarchie funktioniert. grade wenn sie schlecht und egoistisch sind, wäre die anarchie sinnvoll.
ein egoistischer mensch der auf seinen selbstgewinn bedacht ist, wird sich überlegen, ob er wirklich konflikt und gewalt wählt, auf die gefahr dadurch selbst viel, sogar sein leben, zu verlieren, oder ob er nicht versucht, sich mit seinen nachbarn und mitmenschen zu arrangieren um sein eigeninteresse weiter fortzuführen.
übermässige gewalttätigkeit ist sozusagen nur was für "idealisten", aber nicht für egoisten.
abgesehen davon. wenn der mensch schlecht ist, dann ist er das eben. niemand würde auf die idee kommen, alle wölfe zu überwachen, da sie sonst andere tiere töten würden. genau ist es beim mensche. wenn der mensch eben "des menschen wolfe" (also der feind des menschen) ist, wie im berühmten zitat, und sozusagen sein daseinszweck ist anderen zu schaden, dann soll er es eben sein, und dann hilft auch keine hierarchie und polizei mehr.

davon abgesehen, gibt es für die hierarchie auch keine rechtfertigung. wie gesagt, es wird behauptet der mensch sei im grunde schlecht und müsse kontrolliert werden. in diesem satz steckt aber ein unglaublicher fehler.
wer kontrolliert denn die menschen? eben auch wieder die menschen. die kontrolleure - polizei, staat, armee - besteht aus menschen, aus den gleichen "schlechten", "egoistischen" menschen vor denen gewarnt wird.
staat und hierarchie ist praktisch so, als gäbe es eine gruppe kinder, die sich dauernd verprügeln, und man gäbe dem größten schläger davon dann einen schlagstock in die hand, und sage ihm er hätte jetzt die kontrolle über die gruppe. unwahrscheinlich, dass sich dadurch die gewalt und ungerechtigkeit einschränken.
wie kommt es überhaupt zu so einer unsinnigen aussage?
das liegt in der geschichte der hierarchie verborgen. früher würde eben nicht gesagt, dass die bevölkerung von "menschen" kontrolliert werden sollte, zumindest nicht von menschen wie du und ich. die könige und herscher galten als von gott oder göttern auserwählt, praktisch zu ein anderer spezies gehörend, als die bevölkerung. als ewig gut und nur das gute im sinn, und dadurch gerechtfertigt, die bevölkerung zu "leiten". heute wissen wir aber, dass die politiker und authoritäten nicht "ewig gut" sind und nur das gute im sinn haben. insofern macht diese rechtfertigung der hierarchie keinen sinn mehr.

die anarchie wäre eine wesentlich bessere form des zusammenlebens für die menschen. ich denke schon das die menschen dazu fähig sind. und im grunde würde es allen nutzen. die vorteile, die freiheit, das glück, die möglichkeiten die die anarchie den menschen geben würde sind nahezu unendlich.

Perfection

you and everything about you is perfect. the only imperfection is that you fail to see this. but even that is not imperfect.

Die Geschichte Der Musik (Der Letzten Jahrzehnte) (In German Language)

Die Geschichte der Musik lässt sich eigentlich auf eine einfache Aussage bringen: im Laufe der Jahre werden
Geräte hinzugefügt. Die nächsten Jahre werden dann wieder Geräte weggenommen. Dann werden wieder Geräte hinzugefügt. Usw.

Beispiel Rockmusik: die Rock- und Beatmusik der 60er Jahre war zuerst recht schlicht gehalten: Schlagzeug,
Gitarren, Gesang. Die nächsten Jahre entstand dann Prog Rock, Psychedelic Rock, usw, und da wurde alles komplexer: elektronische Orgeln, die ersten Synthesizer, Effektgeräte und noch viele weitere Instrumente kamen dazu. In den 70ern Jahren nervte diese Komplexität und der Umfang die Leute wieder, und die Geräte wurden wieder weggenommen: 70er Punkrock beschränkte sich meist auf Gitarre, Bass und Schlagzeug. Aus Punk entstand Postpunk und New Wave, und da kamen dann wieder ganz viele Geräte dazu: Synthesizer, Drum Machines, usw. Nachdem diese Musik dann im Effekt-wahn des Shoegaze etc. Ende der 80er / Anfang der 90er ausartete, kam mit Grunge und Alternative rock wieder Musik auf, die sich wieder auf die Standard-instrumentierung beschränkte: Gitarren, Bass, Drums.

Beispiel Dancemusik:
Die elektronische Dancemusik(wenn man sie so nennen will) im Postpunk/Experimental Umfeld Ende der 70er / Anfang der 80er war extrem schlicht gehalten. Meist nur Drummachine und Bassline, dazu dann etwas gesang (Geschrei) und eingespielte Synthesizer Sounds. Mit Entwicklungen wie Italo-Disco und anderen Genres enstand dann im Laufe der 80er ein kompliziert produzierter "Bombast"-sound in der Dance Musik, mit unzähligen Synthesizern, Effekten, Samplern usw. die eingesetzt wurden, auf Tracks die mit unmengen an Spuren produziert wurden.
Mit Detroit Techno und Acidhouse mitte der 80er war dann wieder der komplette Gegenpol gesetzt: es wurde sich wieder auf eine minimale Instrumentierung beschränkt, die Drums und "einfache" Synthesizersounds standen wieder im Vordergrund.
Daraus entwickelte sich dann Techno. Dann wurde in den 90ern die Produktion wieder aufwendiger: Trance und Hardtrance hatten wieder unzählige Sounds und Spuren gleichzeitig, die teilweise sehr komplex arrangiert wurden.
Danach wurde mit Entwicklungen wie Minimal usw. der Sound wieder beschränkt.

On Money

i never understood the desire to be rich.
money is good to take care of some physical needs. a place to sleep and life, food, maybe the possibility to travel, and such. but above that, money is more or less useless. apart from this, you can not buy anything meaningful with money.

you cannot buy rest with money.
you cannot buy understanding with money
you cannot buy enlightment with money.
you cannot buy friendship with money.
you cannot buy love with money.
you cannot buy tenderness with money.
you cannot buy peace of mind with money.
you cannot buy happiness with money.
you cannot buy real knowledge with money.
you cannot buy experience with money.
you cannot buy adventure with money.
you cannot buy mystery with money.
you cannot buy satisfaction with money.
you cannot buy purpose with money.
you cannot buy meaning with money.

Urban Uprising - 12 Years Later

There was something that was very clear to many people in the last decades of the 20th century, which was that western society as we know it was heading for a complete breakdown over the next decades.
This knowledge was spread in the hard electronics scene I was involved in. Marc Acardipane announced in a 1990 interview that the times are going to get rough and the people better be prepared for it. In the sheet that came with the original release of "Future Crusade" on Things To Come Records, Oliver Chesler declared that our superstructure is collapsing. Atari Teenage Riot described that the future is war. I could give countless of other examples for this, but i will skip them this time.

Of course this knowledge was not only communicated in that scene, but in many other scenes and contexts too.

In 2001, i wrote the track "Urban Uprising" in light of this. In 2002, it was released on the "Acid Massacre" 12" on Black Monolith records. At that time, in my head was that there are gonna be a lot of riots, clashes, uprisings and unrests over the next years.
And so far we had the Arab Uprising, riots in South America, protests in South Europe, a riot in London.
The unrest is spreading more and more every day.
I highly believe the "crisis" is different from the crises capitalism managed to solve in some way in the past.

Europe is gonna go up in flames.

What will be the outcome of this is not known yet. But it is better to be prepared, even if only in ones mind.


I continued my series of uprising tracks in later years and still am working on it.

Links:
Urban Uprising http://www.youtube.com/watch?v=kwREsyPEK2s
Second Uprising http://www.youtube.com/watch?v=QxbhsLDzBhc
Third Uprising http://www.youtube.com/watch?v=GKnyjPWs64A
Fouth Uprising http://www.youtube.com/watch?v=CudfUHfMomU
Uprising Mix (all tracks in one, and other tracks) http://www.youtube.com/watch?v=PEagTDNRh-8

Geldgier In Zeiten Der Brüchigen Ideale (In German Language)

wenn heutzutage sich eine organisation oder gruppe für soziale dinge einsetzt, für gesellschaftlichen wandel, "positive veränderung" der welt, werden irgendwann unweigerlich die stimmen laut, die behaupten, die einzelnen, beteiligten leute seien wahrscheinlich garnicht an "der sache" interessiert, sondern dahinter verbirgt sich auch wieder nur die gier nach geld, macht oder erfolg, die hinter "schönen idealen" versteckt wird. überhaupt wird das meiste auf diese sachen reduziert - das verlangen nach geld, macht und erfolg. sei es in der kultur, oder wie erwähnt im sozialen, oder sonst wo. überall wird dies im hintergrund vermutet.
soweit so gut.
das problem ist nun: dieses verlangen nach geld und co. wird allgemein *nicht* in frage gestellt.
wenn sich einer sozial engagiert wird vermutet, dass dies nur schein ist, und geldgier die triebfeder ist.
aber die geldgier wird nicht als schein vermutet, sondern als durchaus real.

die ganzen "schönen ideale" die menschen so von sich geben werden als schein gesehen, die sehnsucht nach geld und co. aber als durch und durch *echt*.

es wird davon ausgegangen, dass sich die menschen *wirklich* nach geld und macht sehnen.

das ist nun sehr paradox.

wir leben allgemein in einer gesellschaft, in der fast alles bislang etablierte in frage gestellt wird; die politische struktur, die "rolle" der "geschlechter", soziale strukturen, usw.
wie kann es sein, dass aber das streben nach geld, macht und erfolg *nicht* in frage gestellt wird?

zu diesem scheinbaren widerspruch kommt noch hinzu, das diese dinge in früheren jahrzehnten durchaus noch in frage gestellt wurden.

ich denke aber, die frage lässt sich beantworten:
eben *weil* alles andere in frage gestellt wird.

um das zu erklären, gehe ich erst einmal näher auf eben diese sehnsucht nach geld und macht ein.

allgemein wird so argumentiert, dass praktisch gegen die "guten" "ideale" der früheren generation die heutige "böse" (das wort böse wird vielleicht in der argumentation nicht benutzt - trotzdem wird es den "guten", "schönen" idealen gegenübergestellt) geldsucht steht. und da der mensch nunmal "schlecht", "selbstsüchtig" sei, passe dies am besten zu ihm und er könne dem auch nicht entkommen.

diese argumentation ist aber falsch. geld, macht und erfolg wird nur scheinbar als "negative", "schlechte" kategorie benutzt.
denn die menschen denken nämlich schon, dass es ihnen, wenn sie viel geld und co. hätten, gut gehen würde.
sie hätten dann ein schönes, angenehmes, bequemes, sinnvolles leben (das stimmt natürlich nicht).

das heisst, geld, macht und erfolg werden sehr wohl als *positive* kategorien angesehen. als *ideale*.

die geldmenschen sind also im prinzip auf der selben ebene, wie ein "politischer idealist" der sein leben widmet, um das "gute" zu verbreiten.
der geldmensch denkt auch, er würde etwas gutes schaffen und erreichen, in dem er möglichst viel geld und macht ansammelt.

wenn er denken würde, das geld würde nur schlechtes bringen, würde er ja nicht danach streben.

um auch auf das alberne argument einzugehen, man bräuchte ja geld zum leben, was selbstverständlich in der heutigen gesellschaft stimmt - die menschen sehnen sich aber nicht nur nach genug geld zum leben, oder um gut zu leben, sondern nach viel mehr geld.

kommen wir also zum punkt zurück.
geld, macht und erfolg sind ideale, und zwar super "gute", kitschigste, ultra-"positive" ideale (natürlich dennoch hohl - wie alle "kitschigen" ideale.)

und ich denke, deswegen ist die sehnsucht nach diesen dingen in der heutigen zeit so gross. eben weil all die anderen ideale in frage gestellt und abgeschafft werden. deswegen glauben sie um so mehr an die ideale, die noch übrig sind - geld, macht und erfolg. und das ist der grosse fehler.