in den 90ern, und wohl auch ende der 80er (und früher), gab es eine sehr starke und teilweise einflussreiche bewegung, die fast keinerlei beachtung in der öffentlichkeit fand, und auch sonst wenig bekanntheit über ihre grenzen und wirkungsbereich hinaus erlangte - von ausnahmen abgesehen - weswegen ich sie eben die "unbekannte bewegung" nenne. einige ihrer wurzeln und inspirationen lagen im anarchismus, situationismus, der 60er bewegung, nihilismus, der avantgarde der 20er und philosophien wie karl marx oder max stirner.
ein weiterer grund warum ich sie die unbekannte bewegung nenne, ist, dass es keine wirkliche eigenbezeichnung gab, und dies auch bewusst so gewählt waren. "extropisten", "sub-situationisten", "typ 3 anarchismus" waren einige der verwandten begriffe, die aber nicht allgemeingültig war. primitivismus, anarcho-primitivismus und neo-luddismus sind begriffe, die einen teil der bewegung bezeichnen, und mit ihr verschmolz, von dem sich andere aber abgrenzten, und eben nur für einen teil zutrafen. teilweise gab es überschnitte mit dem öko-anarchismus (grüne anarchisten). soweit ich weiss ist der anarcho-primitivismus einer der wenigen teile der bewegung, die auch heute noch einigermassen aktiv sind. der einfluss den die bewegung hatte bezog sich vor allem auf gruppen wie künstler und andere individualisten (meiner beobachtung nach), die ihre ideen umsetzten oder versuchten weiter zu verbreiten. ein nennenswertes medien-echo oder ähnliches gab es selten, zumindest nichts, dessen ich mir bewusst wäre - was aber ja auch gar nicht nötig ist.
einige der thesen, die diese bewegung hatte, waren u.a.
gegen regierung
gegen nation
gegen kapitalismus
gegen fortschritt
gegen geschlechter
gegen sprache
gegen mathematik
gegen zeit
gegen geschichte
natürlich waren nicht alle menschen gegen alle diese dinge gleichzeitig. desweiteren gab es eine grosse debatte, ob man, obwohl man gegen diese dinge ist, sich nicht trotzdem ihrer bedienung kann, also z.B. die sprache benutzen kann, um einen standtpunkt gegen die sprache zu setzen.
einige wollte, dass die menschen sofort alle "zivilisationserrungenschaften" ablegten, und dass sie ohne sprache, kunst, oder größere organisation wieder im (ur-)wald leben sollten.
einige andere wiederum hatten den plan, alle möglichkeiten von high-tech und internet auszunützen, um eine chaotische anarchische gesellschaft zu erzeugen.
wie gesagt, der wirkungsgrad der bewegung blieb - letzten endes - gering. dennoch habe ich viele thesen - bislang - mehr oder weniger - nur dort gefunden, die ich als wichtig erachte. wenn ich die nachrichten lese oder sehe, habe ich das gefühl, die welt hätte sich genau umgekehrt nach den forderungen eben jener menschen entwickelt.[1]
es wäre an der zeit, zu versuchen, diese alten thesen wieder hervorzuholen, oder zu versuchen, sie an die heutige zeit anzupassen.
einige vordenker dieser bewegung:
Hakim Bey
Bob Black
Ken Knabb (eher klassischer Situationismus)
John Zerzan
Fußnoten:
1: damit meine ich nicht, dass sich die welt bewusst in die andere richtung als diese denker entwickelt hat, sondern dass ihre thesen schon zutreffend waren.
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